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om141 / Band 6
Ernst Wilhelm Wolf (1735–1792)
Vier Quartette ohne Opuszahl
für 2 Vl, Va und Basso
Herausgegeben von Phillip Schmidt
om141
ISMN 979-0-700317-55-3
Partitur und Stimmen
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 45,00 EUR

Die beiden Quartette in C (D-Bsa SA 3570 / SA 3571; SA 3574), die in der vorliegenden Edition zum ersten Mal publiziert werden, sind Wolfs späteste überlieferte Kompositionen für Quartett. Sie sind auf 1788 und 1789 datiert und es scheint fast so, als ob Wolfs kompositorisches Talent – besonders beim Quartett von 1789 – sich noch einmal in später Blüte vollends entfalten kann. Er komponiert völlig frei, ohne auf verlegerische Wünsche Rücksicht nehmen zu müssen. Die drei Sätze des C-Dur-Quartetts von 1788 sind zwar vom Umfang her verhältnismäßig kurz angelegt, allerdings ist dadurch die Qualität in keiner Weise gemindert. Besonders emotional wirken die tiefempfindsamen Mittelsätze der beiden Quartette, die in der Varianttonart stehen. Das d-Moll-Quartett, das möglichweise 1781 entstand (siehe Quellenbeschreibungen im Kritischen Bericht), ist ebenfalls ganz in Wolfs Manier verfasst, drei, mal mehr, mal weniger gleichberechtigten Oberstimmen einen überwiegend funktionell gehaltenen Bass zur Seite zu stellen, der zudem auch beziffert ist. [...]

Während die Viola in allen Quartettkompositionen nach op. 1 als Soloinstrument an Bedeutung verliert – wobei sie nach wie vor in Erscheinung tritt – und der Bassstimme mehr Selbständigkeit zugetraut wird, sind es vor allem Oktavierungen von kurzen Melodiepassagen oder Motivunisoni, die Wolfs Quartetten ihren ganz besonderen Reiz verleihen. Jedoch sind ebenso die charakteristischen Merkmale des Wolfschen Personalstils anzutreffen. Längere und formal deutlich abgegrenzte Soli, bei denen das melodieführende Instrument durch die übrigen Stimmen homorhythmisch begleitet wird, wechseln sich mit strengen und kontrapunktisch dicht durchgebildeten, aber auch mit homophonen Passagen ab. Auch das nicht selten anzutreffende Frage-Antwort-Prinzip ist fester Bestandteil seines Stils. Wolfs differenzierte Artikulationspraxis ähnelt der Carl Philipp Emanuel Bachs; die artikulatorischen Details sind integraler Bestandteil der Komposition: „Die Ausarbeitung besteht in der glüklichen Wahl der Kleinigkeiten, die zur Schönheit des Tonstüks gehören: Forte, piano, crescendo, und mehrere Veränderungen oder Nüanzen, ein Triller, ein Vorschlag am rechten Orte u.s.m. tragen zur vollkommenen Schönheit bey“.28 Auch die Art der rhythmisch feingliedrigen Differenzierung, wie sie besonders effektvoll in den ausdrucksstarken langsamen Sätzen zur Geltung kommt, und Wolfs offensichtliche Vorliebe für Chromatik verweisen auf Bach. Die konsequente Dreisätzigkeit der Quartette lässt den norddeutschen Einfluss erkennen.

(aus dem Vorwort von Phillip Schmidt)

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